Mein entdecktes Hanfbecken

Hanf wurde jeweils im April bei zunehmendem Mond gesät, dies nach dem Umgraben und Einbau einer Lage mit Mist in einer bewässerbaren Vertiefung. Es wurde eng gesät, damit die Pflanzen etwa zwei Meter hoch wurden und wenig Zweige hatten. Die Ernte fand im August mittels Abreissen und Binden in Bündeln statt. Nach dem Trocknen wurden die Bündel zur Mazerierungsstelle gebracht. Das waren Becken oder Tümpel, die sich immer ausserhalb der Siedlung befanden, um den Bewohnern die Gasproduktion als üble Geruchsquelle zu ersparen. Für diese Mazerierung musste man mit der Beschaffung des Bodens vor allem in den Berghängen klar kommen. Man erstellte einen Graben, der an den Seiten aus Steinmauern oder später Beton bestand. Das Wasser wurde von höher gelegenen Stellen meist aus Bächen zugeleitet oder es war dort von Natur aus sumpfig. Das Auffüllen dieser Senken mit Hanf und die darauffolgende Beaufsichtigung war Frauenarbeit. Der Hanf wurde mit Steinen am Boden des Grabens gehalten. Zwischen Steinplatten und Hanf legte man Farnblätter oder Zweige.

Das nun eigene Hanfbecken, italieniasch Pozzo della canapa, im Tessiner Dialekt Püzz dal Canof genannt, ist für mich ein Kulturdenkmal der autarken Zeit der landwirtschaftlichen Subsistenzwirtschaft. Der Umbruch erfolgte hier nach dem Zweiten Weltkrieg, viele landwirtschaftliche Aktivitäten wurden danach eingestellt, so der Gemüse- und der Weinanbau auf den terrassierten Hängen. Sie sind heute weitgehend verwaldet.

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