Ein Spaziergang durch die Kastanienselven bei Cademario (Malcantone-Tessin)

Die Kastanienselven des Malcantone im Tessin gehören zu den herausragenden Kulturlandschaften der Schweiz. Diese Selven lieferten der Dorfbevölkerung mit ihren Fruchtbäumen ihr tägliches Brot, wörtlich und im übertragenen Sinn. An die rund 70 Sorten wurden genutzt, gemahlen, gebacken, zu Teigwaren und weiteren Lebensmitteln verarbeitet. Der Kastanienverbrauch pro Kopf soll jährlich 150 kg betragen haben. Dies war noch in der Zeit vor dem Maisanbau.

Der Boden gehört den Genossenschaften, den Patriziati, die Nutzung der Bäume oblag zugeordnet den Bewohnern. Diese silvo-pastorale Nutzung brach im Zuge der Industrialisierung und spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen. Die markanten dicken Bäume der Kastanien wurden allmählich eingewaldet. Die Kastanienselven wurden auf 10‘000 ha anfangs des 18. Jahrhundert geschätzt, in noch rund 2‘000 ha lassen sich die Strukturen erahnen. An einigen Orten werden diese Selven seit den 1980er Jahren wieder rekultiviert, die Kastanienbäume freigelegt, ihre Kronen gepflegt, sie wurden früher – noch heute am Stamm sichtbar – mit vielen Sorten gepfropft. Und auf dem Boden wird das Gras geerntet oder mit Kleinvieh beweidet.

Der heutige Gesamtbestand wird mit rund 450 ha angegeben, wobei über 6.5 Millionen Franken in die Restaurierung investiert wurde. Der Bund und die Kantone zahlen je ein Viertel der Kosten, Stiftungen und der Fonds Landschaft Schweiz ihrerseits 30%, der Rest wird durch die Gemeinden, Genossenschaften und Private übernommen. Alleine vom Fonds Landschaft Schweiz wurden in den letzten 20 Jahren in 60 geförderten Projekten rund 3 Millionen CHF für die Wiederherstellung verwilderter Kastanienselven eingesetzt. Der Fortbestand der Selven wird durch Agrarförderungen gewährleistet, wo über CHF 3‘000 pro ha und Jahr bezahlt werden.

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