«Rewilding», erläutert mit einem Spaziergang von Manegra zur Alpe Pieggo

Zu Beginn des Spazierganges stehen noch verstreut mächtige, markante Kastanienbäume. Sie finden sich meist im Nahbereich der Siedlungen. Diese Kastanienbäume bildeten einst lockere Haine, Selven genannt, wobei eine mehrfache Nutzung stattfand. Sie lieferten die Früchte, die vielfältig für die Ernährung verwendet wurden,  die Bodenvegetation diente ihrerseits als Weide für die Nutztiere. Mit der Aufgabe dieser «silvopastoralen» Nutzungsform, spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg, begann der lockere Kastanienhain einzuwachsen. Die alten Bäume sind Überhälter als Zeuge der früheren Nutzung.

Der hier verwendete Begriff der Alpe entspricht nicht seiner Anwendung auf der Alpennordseite. Es handelt sich teils funktionell um Maiensässe oder Voralpen, die saisonal zu Beginn und am Ende der Vegetationszeit als Weiden genutzt wurden. Dies im Dreiklang vom Heimatbetrieb zur Alpe bis zu den hochgelegenen Alpen. Einige dieser Alpen dürften ergänzend zur Subsistenzwirtschaft der Familien beigetragen haben, einige waren möglicherweise auch ganzjährig besiedelt. Die Talflanke ab der Schweizer Grenze bis nach Verbania war noch im 19. Jahrhundert in vielen Bereichen offen als Grünland benutzt. In den Lagen bis gegen 600 müM. herrschte auf Terrassenlagen der Weinbau vor, die steilsten Lagen waren bewaldet, die weniger steilen beweidet, wobei im Nahbereich der Siedlungen Ackerbau betrieben wurde, um in einer Subsistenzwirtschaft zu überleben.

Auf der Alpe Pieggo sind die Übergänge von der einstigen Kulturlandschaft zurück zur Natur­landschaft besonders deutlich zu beobachten. In der Brust des Naturschützers gibt es zwei unterschiedliche Gefühle. Wir waren es gewohnt, Natur durch Pflege zu schützen: Stichwort «Schützen durch Nutzen» was uns Kolonisatoren am ehesten entspricht. Der Protoptyp hierfür ist die orchideenreiche magere Blumenwiese, die ohne Pflege verwaldet. Die Antithese hierzu lautet «Natur Natur sein lassen».

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