In meiner Jugendzeit wurde ab 1960 der Staudamm von Assuan in Südägypten gebaut. Es wurde ein gigantisches Bauwerk mit einer Staumauer von 3‘800 Meter Länge und einem 500 km langen Nasser-See mit 150 Kubikkilometer Wasserrückhalt, dessen Füllung erst 1976 erreicht wurde. Die Baukosten betrugen damals 2 Milliarden US Dollar und das Werk wurde mit Hilfe Russlands realisiert. Geopolitik war hier im Spiel. 100‘000 Bewohner mussten dem Bauwerk weichen, u.a. wurde die bedeutende Kulturstätte Abu Simbel mit massivem Aufwand aus dem Felsen ausgeschnitten und versetzt. Weiteres zahlreiches Kulturgut wurde aber vernichtet. Dem Niltal fehlen mangels Überschwemmungen die Nährstoffe, die Fischbestände gingen bis ins Mittelmeer massiv zurück, die Grundwasserstände veränderten sich in der Umgebung. Heute liefert es rund 10% des ägyptischen Strombedarfes. Ob dieser Eingriff dafür verantwortbar ist, ist zu bezweifeln. Seither kamen weltweit zahlreiche weitere Staukraftwerke wie Ilisu in der Türkei, Belo Monte im Amazonas und der Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtsekiang in China dazu. Weltweit könnte theoretisch weiterer Wasserkraftstrom rund ein Fünftel des Energiebedarfes abdecken. Schauen wir am Beispiel des Ilisu-Dammes genauer, was dies aus ökologischer und sozialer Sicht bedeutet. Die Staustufe bei Ilisu ist mir besonders präsent, weil wir damals die Forderung nach verbesserter Abklärung der Umweltauswirkungen mit einer schweizerischen Stiftung vergeblich unterstützt hatten. Es ergab sich damals nur der Teilerfolg, dass Deutschland, Österreich und die Schweiz ihre Finanzierungszusagen zurückgezogen hatten.