«Aussterbeschuld» – wenn Arten mit Zeitverzug verschwinden

Grosser Brachvogel. Foto: Rainer Kühnis.

Wenn man 50 Berufsjahre überblicken kann, so fallen die dramatischen Auswirkungen unserer  vielfältigen umweltunverträglichen Tätigkeiten auf die Biodiversität besonders auf. Ich erachte den Biodiversitätsverlust gar als stärkere Bedrohung für die Menschheit als der mit ihm verquickte Klimawandel. Waren es lange vor allem direkte Einwirkungen wie Entwässerungen oder Überbauungen, die sich negativ auf die Biodiversität auswirkten, so sind in den letzten Jahrzehnten zeitverzögerte Umweltveränderungen dominanter geworden.

Es ist weniger augenscheinlich, wenn Populationen bzw. Arten nicht sofort nach Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen verschwinden, sondern erst mit deutlicher zeitlicher Verzögerung. Man nennt dieses Phänomen in der ökologischen Fachsprache etwas verwirrlich «Aussterbeschuld». «Schuld» ist hier nicht im Sinn der Verantwortlichkeit zu verstehen, sondern als «Rückstand» bzw. «Verzug». Das Phänomen der «Aussterbeschuld» lässt sich sowohl für einzelne Arten wie Lebensgemeinschaften beobachten. Das Auftreten der «Aussterbeschuld» ist bislang vor allem bei Artengruppen mit langlebigen Individuen und langer Generationsdauer bei Gefässpflanzen, Flechten, Pilze und Wirbeltieren nachgewiesen worden.

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